Novo Nordisk-Aktie wird für Dividendenanleger zunehmend interessant

Der Chart von Novo Nordisk ist eine Katastrophe. Im Hinblick auf die günstige Bewertung sowie die starke Forschungspipeline erscheint der Kursverfall jedoch überzogen. Auch die Dividenden ist inzwischen attraktiv.

11/10/20254 min read

Jahrelang war die Novo Nordisk-Aktie ein Garant für hohe Gewinne. Seit gut einem Jahr geht es in die andere Richtung. Dieser rasante Kursverfall mag bedrohlich wirken. Allerdings bleibt Novo Nordisk auch mit schwächerem Wachstum ein überaus solider Pharmakonzern mit inzwischen günstiger Bewertung und attraktiver Dividendenrendite.

Kurzporträt Novo Nordisk

Der dänische Pharma-Konzern ist mit einer breiten Produktpalette an Diabetes-Medikamenten (diese unterscheiden sich nach Zeit bis zum Wirkungseintritt bzw. Länge ihrer Wirkung) unumstrittener Weltmarktführer. Der wichtigste Diabetes-Wirkstoff ist Semaglutid, der seit 2021 unter der Bezeichnung Wegovy auch als sogenannte „Abnehmspritze“ zur Behandlung von Fettleibigkeit (Adipositas) zugelassen ist.

Viel Gegenwind für die Abnehmspritze

Vor allem bei der Abnehmspritze, einst der große Hoffnungsträger, gab es in jüngster Zeit einige Rückschläge. Enttäuschende Forschungsdaten für eine der Abnehmspritzen der zweiten Generation, Konkurrenz durch Nachahmerprodukte von Apotheken in den USA und eine starke Konkurrenz durch die Abnehmspritze von Eli Lilly sorgten dafür, dass das Wachstumstempo weitaus weniger stark war als erhofft. Für zusätzliche Unsicherheit unter Anlegern sorgten die US-Zölle auf Medikamente.

Enttäuschendes drittes Quartal, aber immer noch Wachstum

Die Schwierigkeiten machen sich auch in den Zahlen bemerkbar. So lagen die Ergebnisse von Novo Nordisk für das dritte Quartal erneut unter den Erwartungen. Der Umsatz kletterte lediglich um +5% auf 75,0 Mrd. Dänische Kronen. Das operative Ergebnis sank aufgrund hoher einmaliger Kosten durch die laufende Umstrukturierung etwas stärker als erwartet um -30% auf 4,50 Dänische Kronen. Mit der Vorlage der Zahlen senkte das Management nochmals die Jahresziele: Für 2025 wird nun ein Umsatzplus zwischen 8 und 11% und ein operatives Gewinnplus zwischen 4 und 7% prognostiziert. Damit wurde jeweils das obere Ende um 3 Prozentpunkte reduziert.

Einsatzmöglichkeiten von Semaglutid sollen ausgeweitet werden

Trotzdem dürfte der in der Abnehmspritze enthaltende Wirkstoff Semaglutid Novo Nordisk in den nächsten Jahren noch viel Freude bereiten. Denn die Wirkung ist noch gar nicht voll erforscht. In klinischen Studien wurde bereits eine Wirkung zur Vorbeugung von Herzinfarkten und schwerwiegenden Herz-Kreislauf-Komplikationen wie Schlaganfällen nachgewiesen. Ebenso wird Semaglutid auf eine mögliche Ausweitung der Zulassung auf die Behandlung von Leberentzündung, Niere und Fettleber getestet. Weitere Studien beschäftigen sich mit der Frage, ob die entzündungshemmende Wirkung auch im Kampf gegen Alzheimer oder Parkinson nutzbar ist.

In den nächsten Jahren könnten mehrere neue Anwendungsgebiete das Umsatzpotenzial von Semaglutid erheblich erweitern und Novo Nordisk zusätzliche Milliarden in die Kasse spülen. Dieser Umstand wird von den Anlegern derzeit (noch) außer Acht gelassen, wenn man sich die Kursentwicklung ansieht.

Nachfolger der Abnehmspritze: Mehrere Asse im Ärmel

Bislang teilt sich Novo Nordisk den Markt für Abnehm-Medikamente, der bislang nur zu einem Bruchteil erschlossen ist, mit Eli Lilly. Bis zum Ende des Jahrzehnts dürften zahlreiche weitere Wirkstoffe auf den Markt kommen. Trotzdem sollte sich Novo Nordisk in diesem bis zu 150 Mrd. US-Dollar großen Markt gegenüber der Konkurrenz behaupten können. Denn die Dänen arbeiten seit Jahren an verbesserten Versionen ihrer Abnehm-Medikamente und haben dabei gleich mehrere Asse im Ärmel:

CagriSema hat die finale dritte der klinischen Studien erreicht und wird dort neben Diabetes auch zur Behandlung von Fettleibigkeit getestet. Es handelt sich dabei um eine Kombination aus der Abnehmspritze Wegovy und Cagrilintide (enthält das künstlich hergestellte Hormon Amylin, das die Magenentleerung verlangsamt und das Sättigungsgefühl fördert). Auch wenn die jüngsten Studienergebnisse die hohen Erwartungen in Sachen Wirksamkeit nicht ganz erfüllen konnten, will Novo Nordisk den Wirkstoff zur Marktreife bringen.

Amycretin befindet sich in der zweiten Phase der klinischen Studien. Hier sind die bisherigen Studienergebnisse sehr vielversprechend. Wie die Abnehmspritze Wegovy ahmt auch Amycretin die Wirkungsweise des Darmhormons GLP-1 nach, zielt aber zusätzlich auf ein Hormon der Bauchspeicheldrüse, welches das Hungergefühl reguliert. Der Wirkstoff soll auch in Tablettenform verabreichbar sein. Der Vorteil daran: diese sind einfacher anwendbar und viel günstiger zu produzieren.

Im Mai hat Novo Nordisk außerdem eine Kooperationsvereinbarung mit dem US-Biotechunternehmen Septerna geschlossen. Gemeinsam wollen beide Tabletten zur Behandlung von Fettleibigkeit und Diabetes entwickeln.

40-Euro-Marke könnte der Boden sein, attraktive Dividendenrendite von 3,8%

Bislang hat die 40-Euro-Marke als Boden gehalten, auch wenn der Kurs dieser aktuell wieder sehr nahe ist. Gelingt hier eine Bodenbildung, traue ich der Aktie mittel- und langfristig einiges zu. Aber natürlich könnte es auch noch eine „Etage tiefer“ gehen, wenn die 40 Euro signifikant unterschritten werden.

Im Hinblick auf die aktuell günstige Bewertung und die attraktive Dividendenrendite von 3,8% sollte ein weiterer Kursverlust jedoch schnell wieder aufgeholt werden können. Sollte der Kurs gar auf 30 Euro fallen, würde die Dividendenrendite sogar auf 5,2% steigen.

Fazit: Aktuell bläst Novo Nordisk ein rauer Gegenwind ins Gesicht. Aber der Pharmakonzern hat solche Situationen auch in der Vergangenheit erlebt und stets gemeistert. Der starke Kursabschlag erscheint daher überzogen, zumal Novo Nordisk in der Forschungspipeline mehrere Asse im Ärmel hat, die für einen Stimmungsumschwung sorgen könnten. Für langfristig orientierte Anleger bietet sich hier eine interessante Einstiegsgelegenheit.


Hier lesen Sie weitere Beiträge zu interessanten Aktien im Dividenden-Blog.

Über den Autor: Sascha Mohaupt investiert seit 30 Jahren in Aktien. Nach seinem Studium der Wirtschaftswissenschaft arbeitet er seit zwei Jahrzehnten als Chefredakteur für verschiedene Börsenbriefe.

Rechtlicher Hinweis: Diese Informationen stellen keine Anlageberatung oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar. Für Richtigkeit und Vollständigkeit sowie für eventuelle Vermögensschäden wird keinerlei Haftung übernommen.

Eine Person bei der Blutzuckermessung
Eine Person bei der Blutzuckermessung